LES^SENCE EPSIODE N°6 -BIO BAUMWOLLE AUS AFRIKA-









BIO BAUMWOLLE BY FORCE VS POLYESTER BY UNDER ARMOUR

“Baumwolle von Kleinbauern in Afrika ist ökologisch und sozial verträglicher“
Der Anbau von Baumwolle wird in vielen Hauptproduzentenländern subventioniert - zum Schaden der ärmsten Anbaugebiete. Zudem sind Baumwoll-Monokulturen oft ökologisch und sozial sehr bedenklich. Verbraucher haben aber jetzt die Möglichkeit, gezielt Baumwolle aus fairem Handel, aus biologischem Anbau oder von Kleinbauern in Afrika (Cotton Made in Africa, CMIA) zu kaufen. Roger Peltzer von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft erklärt, wie das funktioniert und warum er sich für CMIA einsetzt.


Der größte Exporteur von Baumwolle sind die USA, gefolgt von Zentralasien - also Usbekistan und Kirgistan. An dritter Stelle lag lange Zeit Afrika südlich der Sahara, besonders der frankophone Teil. In den vergangenen Jahren hat Afrika starke Konkurrenz aus Indien bekommen, das vom Nettoimporteur zum Exporteur geworden ist. China ist Nettoimporteur, es produziert allerdings große Mengen Baumwolle für die eigene Textilindustrie - ähnlich wie Pakistan und Brasilien.

Wieso sind die USA als Industrieland beim Export von Baumwolle führend?

Das liegt zum einen an der sehr gut entwickelten Infrastruktur für die Landwirtschaft und an ihrer Integration in industrielle Strukturen; das fördert technisch hoch entwickelte, kostensparende Anbauweisen. Zum anderen profitieren amerikanische Baumwollfarmer von hohen staatlichen Subventionen. Als Folge übersteigt die weltweite Produktion tendenziell die Nachfrage und die Weltmarktpreise für Baumwolle werden gedrückt. Allerdings tragen dazu auch China und Indien bei, die ihre Baumwollfarmer ebenfalls stark stützen. Auch die Europäische Union (EU) subventioniert den Baumwollanbau.


Mit welchen ökologischen und sozialen Problemen ist der Anbau von Baumwolle verbunden?
Drei Arten von Problemen können auftreten. Das erste ist der Wasserverbrauch, wo die Felder bewässert werden - wie in weiten Teilen der USA, Ägyptens, des Sudan und in Usbekistan und Kirgistan. Hier kann der Wasserverbrauch für die Baumwollproduktion dramatische Folgen haben. In Zentralasien zum Beispiel tragen die riesigen bewässerten Monokulturen dazu bei, dass Wasserreserven wie der Aralsee austrocknen. In Afrika südlich der Sahara wird aber kaum bewässert; auch in Indien wird Baumwolle zu einem großen Teil in kleinbäuerlichem Regenfeldbau erzeugt. Das zweite Problem ist der hohe Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln, außer bei Bio-Baumwolle. Er ist umso nötiger, je mehr Baumwolle in Monokultur produziert wird. Wo sie in der Fruchtfolge angebaut wird wie in Afrika südlich der Sahara - dort wechseln Baumwollfelder etwa mit Mais- oder Sorghumfeldern und kleinen Wäldern -, treten weniger Schädlinge auf. Das dritte potenzielle Problem sind in einigen Regionen die Arbeitsbedingungen im Baumwollanbau. Unkraut jäten, spritzen und pflücken sind arbeitsintensiv, es sei denn, man mechanisiert es zum großen Teil wie in den USA.
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Sind schlechte Arbeitsbedingungen oder Kinderarbeit eher in der arbeitsintensiven Kleinproduktion zu finden?
In kleinbäuerlichen Familienbetrieben bedeutet Kinderarbeit in der Regel die Mitarbeit von Familienangehörigen, was nach den Normen der Internationalen Arbeitsorganisation zulässig ist. Zum Problem wird es, wenn zum Beispiel in großem Umfang Kinder in Burkina Faso und Mali rekrutiert und für Monate unter menschenunwürdigen Bedingungen zur Ernte in die Côte d'Ivoire geschickt werden.

Wie wollen fair gehandelte Baumwolle oder Cotton Made in Africa (CMIA), für die Sie sich einsetzen, diese Probleme angehen?

CMIA will für Baumwolle aus Afrika südlich der Sahara den textilen Massenmarkt in Europa und in den USA erschließen. Diese Baumwolle wird nicht bewässert, nicht subventioniert und in Fruchtfolge mit anderen Produkten angebaut. Es müssen also weniger Pestizide eingesetzt werden und der Anbau konkurriert nicht mit dem von Nahrungsmitteln, sondern ergänzt ihn. Deshalb ist diese Baumwolle per se ökologisch und sozial verträglicher als in vielen anderen Teilen der Welt.
Wie unterscheidet sich der Ansatz von fair gehandelter Baumwolle und Bio-Baumwolle?

 BIO BAUMWOLLE.

Auch die faire und die Bio-Baumwolle geben wichtige Impulse, um den Markt für nachhaltige Baumwolle auszuweiten. Sie erreichen aber bis jetzt oft nur Nischenmärkte. Bei fair gehandelter Baumwolle wird den Bauern ein höherer Preis bezahlt als auf dem Weltmarkt. Der faire Handel hat traditionell weniger auf die ökologische Nachhaltigkeit der Produktion geachtet, hierfür gelten bei der Bio-Baumwolle strenge Kriterien. CMIA verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Verlangt wird ein nachhaltiger Anbau, der aber einen kontrollierten Pestizideinsatz zulässt, das heißt es ist kein Bio-Anbau. Und es gelten Mindeststandards bei den Arbeitsbedingungen der Bauern sowie in der Entkernungsanlage. CMIA achtet darauf, ausbeuterische Kinderarbeit auszuschließen und darauf, dass die Bauern pünktlich bezahlt werden.

Die drei Siegel für verantwortliche Baumwolle konkurrieren miteinander?

Ja, aber sie ergänzen sich auch. So kommen fair gehandelte Baumwolle und Bio-Baumwolle zu 70 bis 80 Prozent aus Indien; Afrika ist auf diesem Markt kaum vertreten. Die Inder sind hier wettbewerbsfähiger, nicht zuletzt weil die Wertschöpfungskette hinter dem Anbau besser funktioniert. Insgesamt können die drei sozialen und ökologischen Marken voneinander lernen. Ein gewisser Wettbewerb ist da gesund. So werden bisher beim Bio-Anbau soziale Kriterien weniger beachtet. Der faire Handel hat ein anderes strukturelles Problem: Er bietet den Bauern einen Aufpreis für nach sozialen Standards erzeugte Güter an, kann aber nicht garantieren, dass die gesamte Ernte zu diesen Bedingungen abgenommen wird. Um das zu vermeiden, zahlt CMIA in der Einführungsphase denselben Preis wie für konventionelle Baumwolle.

Was haben die Bauern dann davon, sich den Anforderungen von CMIA zu unterwerfen?

CMIA hilft ihnen mit speziellen Programmen, nachhaltiger und produktiver anzubauen. Zweitens gibt CMIA der afrikanischen Baumwolle ein Gesicht, sie kann gezielt nachgefragt und so ihre Chancen auf dem Weltmarkt verbessert werden. Mittel- und langfristig soll auf diese Weise die Nachfrage nach Baumwolle aus Afrika ausgeweitet werden, so dass deren Preise steigen, wenn sich die Textilhändler hoffentlich um CMIA-Baumwolle reißen. Der höhere Preis wird dann auch den Bauern zu Gute kommen.

Am Ende soll Kleidung mit dem Label CMIA teurer sein als konventionelle - ähnlich wie im fairen Handel?

Ja, aber bei CMIA soll der Aufpreis aus der Dynamik des Marktes entstehen, aus der steigenden Nachfrage. Der faire Handel organisiert wie gesagt das Angebot, ohne immer zu wissen, wo es abgesetzt wird. Allerdings: CMIA erhebt schon jetzt eine Lizenzgebühr, die in der Startphase im Wesentlichen dazu dient, die Kosten des Markenaufbaus abzudecken. Mit der Nachfrage, die erfreulich stark wächst, steigen die Lizenzeinnahmen, und die Partner von CMIA überlegen, in Zukunft den größten Teil dieser Überschüsse in Form von Dividenden an die Bauern direkt weiterzugeben.

Wer zahlt die Lizenzgebühren?

Der beteiligte Textil-Einzelhandel.

Ohne dass die Produkte teurer werden als konventionelle Kleidung?

Die Gebühr beträgt einschließlich der Kosten für die Etiketten, die die Kleidung als CMIA- Textil kennzeichnen, etwa 12 Cent pro Stück. Das bringt der Handel in der Regel in der Kalkulation unter.

Kontrolliert CMIA die Einhaltung der Anbau-Standards?

Ja - zum Beispiel ob die Bauern beim Spritzen Schutzkleidung tragen und die Behälter der Pestizide vergraben, statt sie als Trinkbehälter für ihre Kinder zu nutzen.

Sie können doch nicht Zehntausende Bauern besuchen und schauen, was sie mit den Kanistern machen.

Natürlich nicht. CMIA lässt unabhängige Prüfer die Managementsysteme der Baumwollgesellschaften kontrollieren, die das Programm steuern, und ausgewählte Gruppen von Bauern befragen, um Unstimmigkeiten zu finden. Dies wird bisher aus Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit bezahlt. CMIA hofft aber, diese Kosten in drei, vier Jahren aus den Lizenzgebühren aufbringen zu können.



Bisher hängt CMIA von Entwicklungshilfemitteln ab?
In der Aufbauphase spielen die eine große Rolle. Um CMIA am Markt durchzusetzen, braucht man einen langen Atem. CMIA hat mit öffentlicher Entwicklungshilfe auch Bauern in Afrika geholfen, produktiver zu werden und ökologischer anzubauen - vor allem mit Beratung, daneben mit Krediten zum Beispiel für Ochsengespanne. An der Finanzierung dieser Programme beteiligt sich seit Beginn 2009 die Bill&Melinda Gates Foundation. Die Vermarktung in Deutschland ist inzwischen schon selbsttragend. Auf der anderen Seite trägt sich der Vertrieb von fairer und biologischer Baumwolle auch nicht immer selbst. Zum Beispiel ist Coton Équitable, eine französische Initiative für faire Baumwolle, stark von der Regierung in Paris unterstützt worden.

Ist das Nebeneinander verschiedener Kontrollsysteme für konkurrierende Label nicht problematisch?

Auf jeden Fall dann, wenn ein und dieselbe Bauern-Kooperative mehrere verschiedene Zertifizierungsprozesse durchlaufen muss, wie das beim Kaffee vorkommen kann. Da kann es sein, dass vier Zertifizierer für jeweils ein Siegel kommen und zu 70 Prozent dieselben Fragen stellen. Bisher ist das aber bei Baumwolle nicht der Fall, weil es erst seit wenigen Jahren faire Baumwolle, Bio-Baumwolle und CMIA gibt, und die konzentrieren sich jeweils auf verschiedene Regionen. Der faire Kaffee hat fünfzehn Jahre Vorsprung.

Wird verfolgt, in welchen Textilien am Ende wie viel afrikanische Baumwolle steckt?

Ja, wenngleich das kompliziert ist. Die Rohbaumwolle wird im ersten Schritt entkernt und zu Ballen gepresst. Die gehen in die Spinnerei, das Garn dann in die Wirkerei oder Strickerei. Ein großer Teil der afrikanischen Ballen wird in China gesponnen und gewoben, aber auch in Mauritius und Bangladesch. Der Stoff wird dann gefärbt und schließlich zu Konfektion verarbeitet, oft wieder in anderen Ländern. Weil da die Nachverfolgung aufwändig ist, wollte CMIA ursprünglich nach dem Ökostrom-Modell vorgehen und lediglich sicherstellen, dass in die Wertschöpfungskette mindestens so viel nach CMIA-Standards erzeugte Baumwolle reingeht, wie am Ende als Textilien rauskommt. Aber um das zu kontrollieren, müsste man wohl Daten von hunderten von Verarbeitungsbetrieben bekommen und analysieren. Das ist praktisch unmöglich. Deshalb hat CMIA nun ein System von akkreditierten Spinnereien und Webereien in allen wichtigen Produktionsländern aufgebaut. Sie erhalten Lizenzen und führen online Buch. So weiß CMIA immer, wie viel Projektbaumwolle gerade bei den angeschlossenen Betrieben ist.

Wer vertreibt CMIA-Produkte?

Der größte Abnehmer ist Tchibo, gefolgt von der Otto-Gruppe, die unter der Führung von Dr. Michael Otto CMIA initiiert und auf den Weg gebracht hat. Hinzu kommen Labels wie Tom Tailor, S.Oliver, Puma und andere. CMIA findet inzwischen auch in dem Heimtextilmarkt große Resonanz, vor allem bei Bettwäsche.

Was macht die Initiative für Unternehmen attraktiv?

Neben dem Imageeffekt sind die Standards der Initiative für Textil-Einzelhändler eine Art Risikoabsicherung. Denn wenn dort, wo sie Baumwolle einkaufen, grobe ökologische und soziale Missstände aufgedeckt und zum öffentlichen Thema werden, kann der Absatz einbrechen. In Großbritannien hat das vor ein paar Jahren eine Kampagne gegen Menschenrechtsverletzungen im Baumwollsektor Usbekistans gezeigt. Das hat dazu beigetragen, dass England inzwischen beim Vertrieb von fairer Baumwolle führend ist.

Ist der Absatz von CMIA auf Deutschland konzentriert und wie hoch ist er?

CMIA ist seit diesem Jahr auch auf dem französischen und US-amerikanischen Markt, Tendenz stark steigend. Aber im Moment erzielt es noch 70 bis 80 Prozent des Umsatzes in Deutschland; 2007 kamen hier etwa 400.000 Einzelteile in den Handel, 2008 waren es bereits 2,4 Millionen und für 2009 rechnet CMIA weltweit mit 6 bis 7 Millionen. Zum Vergleich: Wenn CMIA in Deutschland 5 Millionen Textilien im Wert von durchschnittlich zehn Euro absetzen kann, macht das 50 Millionen Euro jährlich. Der gesamte Umsatz mit allen fair gehandelten Produkten lag 2008 in Deutschland bei etwa 200 Millionen Euro.

Sehen Sie ein ähnliches Wachstumspotenzial bei fairer und biologischer Baumwolle?

Faire Baumwolle hat gerade in England mit den Folgen der Wirtschaftskrise zu kämpfen. Aber bei der Bio-Baumwolle, die zum Beispiel auch C&A verkauft, gab es in den vergangenen Jahren konstant große Zuwächse. Da sehe ich Chancen für weiteres Wachstum.

Ist Gen-Baumwolle bei CMIA verboten - wie bei Bio-Baumwolle?

CMIA hat auf Gen-Baumwolle ein dreijähriges Moratorium. Einige der afrikanischen Partner sind aber daran interessiert, Gen-Baumwolle anzubauen - auch wenn die dann nicht als CMIA vermarktet werden kann. In den Hauptanbauländern USA, Indien und China sind mittlerweile 60 bis 70 Prozent der Baumwolle genetisch verändert. Viele Afrikaner sehen darin einen technischen Fortschritt, von dem sie nicht ausgeschlossen werden wollen. Und Gen-Baumwolle spart Arbeit: Um einen Hektar gegen Schädlinge zu spritzen, muss ein Bauer 15 Kilometer laufen. Gen-Baumwolle ermöglicht ihm, statt sechs Mal nur drei oder vier Mal zu spritzen.



Muss Baumwolle von Kleinbauern nicht ohnehin weniger gespritzt werden?
Das stimmt. Auf großen Plantagen wird vielleicht zwölf Mal während des Anbaus gespritzt. Der Vorteil der Gen-Baumwolle ist für Kleinbauern geringer als auf großen Plantagen, aber er ist da. Tests in Burkina Faso haben das in den vergangenen drei Jahren belegt. Hinzu kommt, dass dieses Land einen günstigen Vertrag mit Monsanto, dem Anbieter des genetisch veränderten Saatguts, ausgehandelt hat. Unter anderem hängt danach die Lizenzgebühr für das Saatgut von dessen Produktivität ab - wenn die Ernte schlecht ist, fallen kaum oder gar keine Lizenzgebühren an. Das Hauptrisiko des Gen-Saatguts für die Bauern ist ja, dass es teuer ist und sie, wenn die Ernte schlecht ist, die Kredite dafür nicht abzahlen können. Das entfällt in Burkina Faso weitgehend. Deshalb zeigen dort alle Beteiligten - von den Baumwoll-Gesellschaften bis zu Bauernvertretern - großes Interesse, Gen-Baumwolle einzuführen. In anderen afrikanischen Ländern wird das zum Teil anders und kontrovers diskutiert.

Warum lehnt CMIA dann Gen-Baumwolle ab?

Zum einen sind an dem Projekt CMIA neben dem Einzelhandel auch Entwicklungsorganisationen und zwei Naturschutzverbände beteiligt. Diese lehnen die Vermarktung von Gen-Baumwolle eindeutig ab. Der zweite wesentliche Grund ist, dass Gen-Baumwolle für CMIA unter Imagegesichtspunkten in Europa nicht zu vermarkten ist. Unsere afrikanischen Partner wurden überstimmt.

BASIC FACTS ÜBER POLYESTER

Polyester ist eine synthetische Faser, die aufgrund ihrer unkomplizierten Beschaffenheit zu einem der inzwischen beliebtesten Bekleidungsstoffe verarbeitet wird. Ob isoliert oder durchmischt mit anderen Fasern kommt das Gewebe aus chemischen Esther-Verbindungen inzwischen in fast allen Bekleidungssortimenten zum Einsatz. Da seine Faserstruktur dreimal so fein ist wie die von Seide, zählt Polyester zu den Mikrofasern. Seine extrem kleinen Poren machen Polyester sehr dicht und dadurch abweisend gegenüber Schmutz oder Wasser – ein Grund, warum es vor allem für Bademode und Outdoorbekleidung zum Einsatz kommt. Nachteilig wirkt sich diese Eigenschaft wiederum aus, wenn die Kleidung atmungsaktiv sein soll.

ANSPRUCHSLOSE ALLROUND-FASER
Polyester ist deutlich anspruchsloser in der Pflege als beispielsweise Baumwolle. Da sie kaum Feuchtigkeit absorbiert, trocknet die Faser zügig an der Luft wie im Wäschetrockner, ihre Formbeständigkeit sorgt dafür, dass Kleidung weder einläuft, noch sich ausdehnt. Die meisten Blusen oder Shirts aus Polyester sind auch bügelfrei und knitterfest, und können nach wenigen Stunden lufttrocknen über einem Bügel schon wieder in den Schrank gehängt werden.
Wenn Sie empfindliche Haut haben oder in der Vergangenheit allergisch auf Kunstfasern reagiert haben, sollten Sie auch bei Polyester aufpassen. Da die Faser so umgänglich ist, wird sie häufig chemisch gefärbt – was einerseits positiv zu bemerken ist, da Polyester-Bekleidung sehr lange farbecht bleibt und wesentlich langsamer verblasst als Textilien aus gefärbter Wolle. Andererseits kann es aber zu allergischen Hautreaktionen kommen. In solchen Fällen ist es besser, Polyester nicht als unterste Schicht auf der Haut zu tragen – bei Sweatshirts oder Winterjacken ist diese Wirkung tendenziell zu vernachlässigen.

GEWEBE-REINHEIT UND AUSRÜSTUNG
Von einem klassischen Polyester-Mischgewebe spricht man, wenn 55% Polyester mit 45% Baumwolle vereint werden. Die Beisetzung von Schurwolle oder Baumwolle ist ein häufig eingesetztes Mittel, um Polyesterkleidung atmungsaktiver zu machen.
Für Sportmode oder Unterwäsche ist reines Polyester wenig geeignet, da es aufgrund seiner dichten Gewebestruktur nicht atmungsaktiv ist. Dafür überzeugen seine isolierenden Eigenschaften umso mehr: Denn wo keine Luft eindringen kann, wird auch Wärme besser konserviert. Aus diesem Grund wird das Innenfutter von Wintermänteln oder Parkas oft aus Polyester gearbeitet. Grundsätzlich können Sie bedenkenlos zu reiner Polyester-Kleidung greifen, wenn Sie nicht ins Schwitzen kommen – beispielsweise bei Winter-Oberbekleidung. Für den Wintersport sollte es lieber ein durchlässiges Mischgewebe sein.

UV-SCHUTZ UND HYDROPHOBIERUNG

Weitere Vorteile von Polyester sind die vielseitigen Ausrüstungs-Möglichkeiten für das Material selbst. So kann die Faser mit UV-Schutz angereichert werden, der vor allem bei Bademode und Sportbekleidung immer häufiger nachgefragt wird.
Auch Hydrophobierung, ein Prozess, in dem das Textil mittels Paraffinen, Wachs oder verschiedenen Salzen wasserabweisend gemacht wird, wertet Polyesterbekleidung zweckmäßig auf. Hier sollte allerdings auf die Art der Imprägnierung geachtet werden, da manche Verfahren die Umwelt stark belasten und auch reizend auf die Haut wirken können.

Polyester als Funktions-Faser ist unkompliziert, beständig und pflegeleicht, für empfindliche Hauttypen oder heißes Wetter ist das Gewebe aber nur bedingt geeignet.
Vorteile:
  günstig und pflegeleicht
  sehr wetter- und formbeständig  kein Knittern
  kaum Ausdehnen, Abscheuern oder Verblassen
  meist bügelfrei
  äußerst geringe Wasseraufnahme
  sehr leichte, feine Fasern
Nachteile:
  schlechte Atmungsaktivität
potenziell hautreizend



Bio-Baumwolle und Recyceltes Polyester im Vergleich 
Wir wollen herausfinden welches der beiden Rohmaterialen umweltfreundlicher, energieef- fizienter und ressourcenschonender ist. Polyester wird nachgesagt, dass es für schnelles Schwitzen und unangenehmen Tragekomfort sorgt – so, wie man sich eben Plastik auf der Haut vorstellen würde. Denn nichts anderes ist Polyester. Die Kunstfaser gilt als umweltbe- lastend und unökologisch. Doch was ist wahr an diesen Aussagen? Oder hat am Ende Polyes- ter doch noch den Titel des Umweltfreundlichsten T-Shirts verdient? 
Bio ist in. Die Wichtigkeit von Bio begrenzt sich aber schon lange nicht mehr nur auf Lebensmittel und Co. Auch in der Modewelt gewinnen Bioprodukte immer mehr an Bedeutung. Bio-Baumwolle ist ein reines Naturprodukt und somit eilt ihm der Ruf von Umweltfreundlichkeit voraus. Doch auch der Kunststoff Polyester kann, durch richtige Verwendung, mit einer niedrigen Ökobilanz glänzen. 
Welcher Stoff ist nun aber tatsächlich „Grüner“? 
Die Berliner Modedesignerin Susanna Wagner setzt mit ihrer Mode auf Bio-Baumwolle. Der natürlich nachwachsende Rohstoff ist angenehm zu tragen und Hautfreundlich, sowie verträglich. Die Ent- scheidung, nur Produkte aus Bio-Baumwolle zu vertreiben, wurde ganz bewusst getroffen. 
„Da Bio-Baumwolle ohne Pestizide angebaut wird, ist sie zum einen nachhaltiger und umweltscho- nender für die Umwelt und zum anderen für den Träger gesünder.“ Susanna Wagner 
Die Firma „Pure“ hat sich auf Wintersportkleidung spezialisiert. In der Herstellung dieser Kleidungs- tücke ist Polyester, aufgrund seiner Eigenschaften, mehr gefragt als Baumwolle. Polyester ist At- mungsaktiv und leitet Feuchtigkeit gut ab. Die Firma hat das Potenzial von Polyester erkannt und arbeitet mit recyceltem Polyester. Dies soll laut Alex Strühmann absolut umwelttauglich sein. 
„Dadurch, dass wir auch in unserer Gesellschaft schon so viel Plastik verwenden, für Verpackungen, für Plastikflaschen, können wir den Müll recyceln und dadurch recycelten Polyester machen.“
Alex Stühmann, Pure 
Doch wie viel Wasser und Energie werden in der Herstellung und Pflege tatsächlich für diese Produk- te aufgewendet und wie einfach gestaltet sich die Entsorgung am Ende des Lebenszykluses dieser beiden Materialien überhaupt? 
 
Erst wenn diese Bereiche eindeutig Umwelt- und Ressourcenschonend bewertet werden, kann man von einer Grünen Alternative zu unserer konventionellen Kleidung sprechen. Denn ein Produkt ist erst dann ökologisch und umweltschonend wenn die gesamte textile Kette umweltbewusst und Energie- und Ressourcenschonend arbeitet. 
Zudem muss das Produkt am Ende seines Zykluses vom Hersteller zurückgenommen wird. Weiteres muss dann, im Fall von Baumwolle, das Produkt wieder in einen ökologischen Kreislauf zurückgeführt werden. Im Fall von Polyester, muss das Produkt in einen technischen Kreislauf zurückgeführt wer- den.

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